Manche Instrumente kaufe ich hauptsächlich aus Interesse. Einerseits, weil es spannend sein kann, sich sehr frühe Modelle eines Herstellers genauer anzuschauen und zum Anderen, weil es von Zeit zu Zeit einfach Spaß macht, sich an einer unausgereiften Kopie "auszutoben", um zu sehen, was sich aus dem Teil raus holen lässt. Dieser Bass war in den 70ern besser als Hondo II HJB-2N bekannt und taucht im '77er Katalog auf. Gebaut wurde er in Korea, bei Samick. Zu der Zeit hatte Samick vielleicht 5 Jahre Erfahrung im Bau von elektrischen Instrumenten... und das spürt man auch ;)
Die Hälse sind klobig und kantig, die Verarbeitung, nunja... sagen wir rustikal. Wo der Fräser nicht hin kam, wurde mit dem Stechbeitel nachgeholfen. Die Tonabnehmer fallen auseinander, die Spaltmaße sind luftig. In so einem nicht automatisierten Fertigungsprozess steckt schließlich weit mehr gelobte Handarbeit, als bei so manchem Traditionshersteller, haha. Ja, den Kanal für das Erdungskabel der Brücke muss man sehen, was dachten Sie denn!?
Ok, kommen wir zum Positiven, bzw. warum der Johnny seine 2. Chance doch noch bekam: Das Holz ist echt gut. Bei diesem Modell. 3-teiliger Korpus aus hübscher, leichter Esche; Ahornhals mit einem schönen Vogelaugenahorn-Griffbrett, 41mm am Sattel, und das Ganze wiegt 4,4 kg. Das ist ein angenehmes JB Gewicht! Dabei ist er sogar ein paar cm länger, als das Original. Die Elektronik funktioniert gut und die Pick Ups sind keine Humbucker, sondern kräftige (ca. 10kOhm) Single Coils in alter, japanischer Maxon-Bauweise.
An dem Bass war alles unverändert, aber viel wert ist das nicht, wenn es lieblos zusammengepfuscht wurde und einem nach 10 Minuten die Hand krampft. Er hat also das volle Programm bekommen. Die Griffbrettkanten wurden großzügig abgerundet - das mache ich normalerweise nur bei meinen eigenen Instrumenten. Auf der Unterseite stärker, als oben. Das hat MASSIVEN Einfluss auf den Spielkomfort, macht den Hals, mit seinem vollen C Profil, schön griffig und verleiht ihm eine eingespielte, vertraute Haptik. Bünde und Sattel wurden wie immer abgerichtet, die Saitenlage ist nun bei 3 - 2,5 mm. Einige störende Kratzer wurden geschliffen & poliert, Inlays wieder festgeklebt. Mechaniken wurden geschmiert. Und wenn man denkt, man ist fertig und muss alles nur noch zusammenbauen, stellt man fest, dass die Brücke seitlich falsch (wahrscheinlich grob nach Augenmaß) positioniert wurde. Auch das wurde behoben und das Schlagbrett etc. neu ausgerichtet.
Kurz gesagt: Es steckt ein Haufen Arbeit drin. Dafür kann sich das Ergebnis sehen lassen - er kann nun locker mit ordentlichen japanischen Bässen dieser Zeitperiode verglichen werden. Die Bespielbarkeit ist erstklassig, die Optik ziemlich nice und er klingt bereits unverstärkt fett und metallisch-warm. Die Ansprache ist eher weich und die Wuchtigkeit rollt sich quasi aus. Er hat ein ziemlich ausgeprägtes Sustain und neigt in der Halsposition zum Kontrabass-artigen Verhalten, während der Bridge-PU gut knurren kann. Auffällig ist auch der Dynamikumfang, d.h. er reagiert gut auf die Stärke des Anschlags und hat einfach einen tollen eigenen, sehr vintage-mäßigen, Charakter.